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Zielstrebig von der Ausbildung bis zur Promotion
Jannes Wilke ist als Doktorand bei Günther Heisskanaltechnik
Doktorand Jannes Wilke (l.) und Marco Kwiatkowski, einer der Betreuer der Promotion.
© THM/StudiumPlus
Frankenberg. Es ist die Neugier, die ihn antreibt: Jannes Wilke ist einer der StudiumPlus-Absolventen, der nach seinem Master-Abschluss promoviert. Das Unternehmen, in dem er arbeitet, unterstützt ihn dabei – für die Günther Heisskanaltechnik GmbH sind neue Entwicklungen immer interessant. „Ich bin vom Typ her eher ein Tüftler“, sagt der 26-jährige Jannes Wilke, „Herausforderungen und das Suchen nach Lösungen interessieren mich.“ Das sind gute Voraussetzungen für das praxis- und projektbezogene duale Studium, aber auch für die Promotion.
Seinen Weg ist Wilke bisher äußerst zielstrebig gegangen. Nach seinem Realschulabschluss 2015 machte er bei Günther Heisskanaltechnik eine Ausbildung zum Technischen Produktdesigner. Gleich im Anschluss nutzte er die Möglichkeit, im Rahmen des hessischen Modellprojekts zum Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte sein duales Studium im Bachelor-Studiengang Allgemeiner Maschinenbau aufzunehmen. Da passte es gut, dass dieser Studiengang am Campus in Frankenberg angeboten wird, so dass der junge Mann aus Frankenberg-Allendorf keine langen Wege hatte. Mit Unterstützung seines Partnerunternehmens schloss Wilke direkt den Master-Studiengang Systems Engineering an. Die Theorie absolvierte er in Wetzlar, für das letzte Semester durfte es dann noch etwas weiter weg sein. Das nämlich verbrachte er in Australien.
„Meinen Bachelor habe ich im Vertrieb des Unternehmens gemacht, den Master in der Entwicklungsabteilung“, berichtet der Doktorand. Das Familienunternehmen ist spezialisiert auf Heißkanal- und Kaltkanalsysteme für Spritzgussanwendungen in der Kunststoffindustrie. Das Unternehmen, dessen 220 Mitarbeiter fast alle in Frankenberg arbeiten, hat sich einen Namen mit innovativen Heißkanalsystemen und einer Vielzahl von Patenten gemacht. „Wir finden passgenaue Lösungen für unsere Kunden“, sagt Marco Kwiatkowski, Abteilungsleiter Produktion und Entwicklung Dickschicht und einer der Betreuer der Promotion, „wir haben eine große Entwicklungsabteilung und haben deshalb auch permanent Studierende von StudiumPlus aus unterschiedlichen Studiengängen im Unternehmen.“
Jannes Wilkes Wunsch zu promovieren stieß im Unternehmen deshalb auf offene Ohren. „Wir haben gemeinsam mit ihm mögliche Themen gesammelt“, so Kwiatkowski. Wilke promoviert am Forschungscampus Mittelhessen (FCMH) im Fachbereich Maschinenbau, das Thema lautet „Entwicklung und Charakterisierung gedruckter Hochtemperatur-Antennen mittels Siebdruckes in der Dickschichttechnologie“.
Dahinter steckt das Ziel, neue Anwendungsmöglichkeiten für die Dickschichttechnologie zu finden. In der Dickschichttechnologie werden über das Siebdruckverfahren extrem dünne Widerstands- oder Isolationsbahnen gedruckt. Diese fungieren in der Heißkanaldüse als Heizelement. Die Herstellung erfolgt im unternehmenseigenen Reinraum. Durch den Druck lässt sich das Heizelement ideal an die Heißkanaldüse anpassen, wodurch besonders gleichmäßige Temperaturen in der Kunststoffschmelze erreicht werden. Sowohl Rundheizungen als auch Flachheizungen sind möglich – und ein weitere Anwendungsmöglichkeit sind Dickschicht-Elektronikbauteile, die sehr hohe Umgebungstemperaturen aushalten.
Da setzt Jannes Wilke an: „Wir haben Dickschicht-Elektronikbauteile für einen Kunden so entwickelt, dass sie ein Magnetfeld erzeugen“, berichtet er. Ähnlich könnte man mit einer angepassten Struktur auch elektromagnetische Wellen erzeugen, also eine Antenne herstellen. Die gebe es zwar schon, aber nicht für den Hochtemperaturbereich. Sein Gedanke ist es nun, zu untersuchen, ob man Antennen entwickeln kann und wie diese sich im Hochtemperaturbereich verhalten.
„Dieses Thema ist auch für uns Neuland“, sagt Marco Kwiatkowski, „aber gerade deshalb ist es so spannend, es könnten ganz neue Produktideen entstehen.“ Und so gibt das Unternehmen Wilke den Raum, den er braucht. „Das ist eine Möglichkeit, angewandte wissenschaftliche Forschung im Unternehmen zu etablieren, die auch Mittelständler im ländlichen Raum nutzen können“, sagt der Geschäftsführende Direktor des Wissenschaftlichen Zentrums Duales Hochschulstudium, Prof. Dr. Gerd Manthei, der die Promotion neben Marco Kwiatkowski und Dr. Stefan Sommer, dem Geschäftsführer von Günther Heisskanaltechnik, Prof. Dr. Andreas Penirschke von der Technischen Hochschule Mittelhessen und Prof. Dr. Martin Koch von der Philipps-Universität Marburg betreut.
„Wir haben die Technologie, die Jannes braucht, hier im Haus“, sagt Kwiatkowski. Und auch Jannes Wilke selbst ist froh, dass er viele Fragen direkt klären kann und so die Verbindung zwischen Theorie und Praxis, für die StudiumPlus steht, auch in der Promotion nutzen kann. „Ich bin sehr dankbar, dass die Firma Günther Heisskanaltechnik mir diese Promotion ermöglicht und wir nun gemeinsam an dieser neuen Technologie zusammen mit der Hochschule arbeiten können“, betont er.
StudiumPlus ist das duale Studienprogramm der Technischen Hochschule Mittelhessen und des CCD. Das Programm umfasst ein vollwertiges Bachelor- oder Master-Studium an Hessens größter Hochschule für angewandte Wissenschaften kombiniert mit intensiver Praxiserfahrung. Mit über 1.860 Studierenden ist StudiumPlus der größte duale Anbieter in Hessen mit Hauptsitz in Wetzlar und Außenstellen in Bad Hersfeld, Bad Vilbel, Bad Wildungen, Biedenkopf, Frankenberg und Limburg. Alle Infos zu den Studienangeboten und zu den Möglichkeiten, Unternehmenspartner zu werden, findet man unter www.studiumplus.de.