Unternehmensberichte

Wie sieht die Kooperation zwischen Unternehmen und Bildungseinrichtungen in der Praxis aus? Welche Vorteile bietet das Duale Studium Hessen für Unternehmen?

Auf den folgenden Seiten berichten Unternehmensvertreterinnen und Unternehmensvertreter aus dem Dualen Studium Hessen.

„Lohnende Investition in die Zukunft“

VW Logo

Vor über 10 Jahren ist VW mit dem Volkswagenwerk Baunatal in das duale Studium eingestiegen: In Kooperation mit der Universität Kassel läuft das so genannte Studium im Praxisverbund (kurz: StiP) seitdem mit großem Erfolg. Im Interview berichten Hartmut Schaupeter, StiP-Koordinator bei der Volkswagen Coaching in Kassel, und Sonja Piechowiak, Leiterin des PersonalService Centers.

Das Volkswagenwerk Baunatal ist die zweitgrößte Produktionsstätte der Volkswagen AG. Dementsprechend hoch ist der Bedarf an qualifizierten und motivierten Mitarbeitern. Wie begegnet das Unternehmen dem Fachkräftemangel? Wie sieht es mit dem zukünftigen Führungsnachwuchs aus?

Es ist richtig, wir haben einen großen Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften – insbesondere im technischen Bereich. Diesen Bedarf decken wir, indem wir selbst ausbilden und Stipendien anbieten– sowohl dual als auch im Anschluss an die Berufsausbildung. Durch die frühe Bindung an das Unternehmen, die Möglichkeit Praxiserfahrung zu sammeln und so die Menschen, Produkte und Prozesse kennenzulernen, starten unsere Nachwuchskräfte gut vorbereitet in den Job. Letztlich profitieren wir alle hiervon.

Viele Unternehmen bieten erst seit wenigen Jahren duale Studienmodelle an. Manche planen sogar erst eine künftige Einführung. VW hat jedoch hat schon Ende der 1990er Jahre diese Form der Ausbildung für sich entdeckt. Wie kam es dazu?

Wir haben früh erkannt, dass wir auf diesem Wege Nachwuchskräfte gewinnen, die sich in kurzer Zeit theoretisches und praktisches Know-how aneignen und damit optimal auf den Berufseinstieg bei der Volkswagen AG vorbereitet sind. Zudem wollten wir gezielt Studierende aus den Fachrichtungen für uns gewinnen und fördern, bei denen wir in der Zukunft Personalbedarf haben.

Man müsste eigentlich davon ausgehen, dass Absolventen fit für die Arbeit im Betrieb sind. Welche Fähigkeiten fehlen beispielsweise einer Ingenieurin, die sich nach einem klassischen Hochschulstudium in Ihrem Hause bewirbt?

Jungen Hochschulabsolventen fehlt es häufig an einschlägiger Praxiserfahrung. Wir möchten, dass unsere dual Studierenden auch den Hallenboden kennenlernen. Nur wer die Prozesse vor Ort erlebt hat, kann das erworbene theoretische Wissen erfolgreich in die Praxis umsetzen. Wir wünschen uns, dass von den Expertinnen und Experten vor Ort gelernt wird.

Für eine konkrete Umsetzung des dualen Studienkonzepts bei VW Baunatal kam es auf die verschiedensten Akteure an. Auch die besonderen Studienbedingungen in der Region waren zu berücksichtigen. Was macht also das so genannte „Kasseler Modell“ aus?

Bei der Umsetzung arbeiteten die Universität, die Berufsschulen, die IHK und Betriebe zusammen. Im gemeinsamen Austausch entstand das jetzige Modell. Besonders ist hierbei, dass die dual Studierenden in Kassel ganz regulär die Vorlesungen im Semester besuchen und in den vorlesungsfreien Zeiten im Betrieb sind. Dies ermöglicht es uns, Ausbildung und Studium gut aufeinander abzustimmen.

Das Studienmodell ist ausbildungsintegriert: Alle StiPs erhalten im Laufe ihrer Ausbildung einen Facharbeiterbrief. Warum ist dieser dritte Aspekt notwendig?

Wir legen Wert auf eine qualitativ hochwertige Berufsausbildung der dual Studierenden- sie ist die solide Basis für den späteren Erfolg als Ingenieurin und Ingenieur. Das duale Programm ist nicht nur die Aneinanderreihung von Praktika in den vorlesungsfreien Zeiten. Der IHK Abschluss ist für uns ein Gütesiegel und belegt unseren Anspruch, neben den Studieninhalten und dem Praxiswissen auch Facharbeiterkenntnisse und –fähigkeiten zu vermitteln.

Ein letzter Blick in die Zukunft: Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung des StiP-Konzepts ein? Welchen Rat geben Sie anderen Unternehmen mit auf den Weg?

Für uns ist und bleibt das duale Modell ein Erfolgsmodell – und zwar für die dual Studierenden, die Universität und uns als Unternehmen. Es lohnt sich, und dies nicht erst seit dem Wissen um den demografischen Wandel, in junge Menschen zu investieren. Für Volkswagen ist dies eine lohnende Investition in die Zukunft!